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Irgendwas ist halt immer !
  ... hinter der nächsten Viehherde !
Wir beschliessen dann doch den Rückzug in´s Tal und landen ...
Der Herbst in 3000 m Höhe bringt über Nacht Schneefall - zunächst besorgniserregend massiv ( wir haben nur Wein für 2 Wochen an Bord !), im Laufe des Morgens sorgt der vulkanische Untergrund aber für rasche Schneeschmelze, was bleibt, sind die weissen Gipfel ...
GEHT DOCH !!!
Aussentemperatur bescheiden, Wasser warm und schwefelfrei, Boden unter dem Popo vulkanisch beheizt, Sekt gekühlt, Gesichtspeeling noch von der Blue Lagoon auf Island :
Endlich am Ziel und so, wie schon zuvor erwünscht aber nicht gefunden : die Therme am Ende der Piste auf 3000 m Höhe, einsam und für uns allein, mit warmem Wasserfall und mehreren Pools !
Frau Hurz übernimmt sogleich die verantwortungsvolle Position der Thermenmeisterin und sucht den Bereich mit der optimalen Badetemperatur ...
Aber wie fast immer im Leben - das Elend hat auch einen Nutzen : ein herbstlicher Viehabtrieb blockiert die Piste, wir werden nicht besonders ernst genommen, aber als wir eines der Minenfahrzeuge passieren lassen, bahnt uns dessen Stringenz einen Weg - wir folgen im Kielwasser !
Mit Paris - Dakar - Geschwindigkeit heranbrausende Staubwolken entpuppen sich als 3 - achsige, mit Tonnen von Gestein beladene, anscheinend im Akkord bezahlte Trucks, vor denen zur Abwechslung wir uns diesmal in Sicherheit bringen und hoffen, dass eine Begegnung nicht an einer solchen Passage stattfindet !
Also auf in die Höhen der Kordilleren ! Die Landschaft wird wild - romantisch, die Piste immer enger - und was uns Hernan nicht erzählt hat, werden wir nach und nach gewahr : diese Strecke dient auf 2/3 ihres Verlaufes hin zur Therme auch als Transportweg für eine Silbermine und das sieht dann so aus :
Unser Gastgeber Hernan empfiehlt uns einen Abstecher in das nahe gelegene Maipo - Valley : Weinanbaugebiet, Landschaft und .... eine abgelegene Therme zum Relaxen !
Wer sich an unseren Bericht über die Carretera Austral erinnert, weiss, dass wir für Santiago einer Einladung der Familie der jungen Violinistin folgen sollten, die auf dem Weg dorthin auch mehrfach wiederholt wurde.
Wir finden uns für einen Abend in einer Öko- und Künstler - Siedlung weit oberhalb der Stadt zu Füssen der Kordilleren ein - ausserhalb der Dunstglocke und des ständigen, für dauerhaftes Wohnen unerträglichen Lärmpegels ein kleines, unvermutetes Paradies.
 
 ... inklusive dem leckersten jemals genossenen Meeresfrüchteeintopf !!
Wir folgen dem im Reiseführer markierten Wanderweg der urbanen Höhepunkte zum alten Zentralmarkt, dessen ganzes Ambiente schwer an die Hamburger Fischmarkthalle erinnert ...
Eingangsbereich und diverse Restbauten aus der spanischen Kolonialzeit wirken noch recht beschaulich, was sich für den Rundumblick irgendwie nicht so formulieren lässt, aber immerhin spiegelt sich in der einen oder anderen Fassade noch etwas Restgrün....
Einen zumindest partiellen Überblick über die Stadt kann man sich von einem der Aussichtshügel verschaffen, wir haben uns den Cerro Santa Lucia ausgesucht....
Auf dem Vorplatz ein buntes Treiben von Künstlern, Gauklern, Bänkelsängern und .... natürlich Alarmstufe ROT im Hinblick auf Taschendiebe, die auch vor rustikalem Körpereinsatz nicht zurückschrecken sollen, wie uns immer wieder von Einwohnern mit kleinen Demonstrationen und warnenden Hinweisen klar gemacht wird, wann immer wir Kamera oder iPad vermeintlich zu leichtsinnig handhaben....
Bis jetzt hat uns aber unser gemeinsames teutonisches Erscheinungsbild ( nicht Auftreten !! ) vor eigenen unangenehmen Erfahrungen bewahrt ...
Hauptsache : Nicht den Kopf verlieren !
Wir erkunden die zentralen Bereiche dieser Riesenstadt, die dort, wo Historisches erhalten geblieben ist, durch städteplanerisch nicht immer geglückte Kontraste geprägt wird, aber wo gibt es das nicht ?
 
Die Kathedrale am zentralen, überall gleichnamigen Plaza de Armas ...
Was dieser leider weit ausserhalb des Zentrums gelegene Standort wert ist, erfahren wir in den nächsten Nächten : Wohnstrasse zentral am Park o`Higgins : Festival mit Technoradau bis morgens um 3 Uhr mit der Erkenntnis, dass die nächste Nacht genauso wird ( schleierhaft, wie die Bewohner das auf Dauer durchstehen ), Standortwechsel in´s Viertel Brasil vor eine angeblich geschlossene Kirche, die aber den folgenden Sonntagmorgen um acht mit eher schepperndem Geläut direkt über unseren Köpfen einleitet und dies im 4tel Stunden Takt bis 9 Uhr wiederholt, damit auch alle ( inklusive Jürgen ) pünktlich zum Gottesdienst erscheinen......
Wir werden äusserst zuvorkommend behandelt, bekommen den Werkstatttermin direkt für den nächsten Morgen und können, da es in ganz Santiago keinen auch nur Campingplatz ähnlichen Standplatz gibt, auf einem brachliegenden Teil des Werkstattgeländes übernachten - halbwegs ruhig, durch Hund und Wachdienst bestens behütet und somit für die ersten beiden Nächte sehr gut aufgehoben !
In einem Zentrum wie diesem und im dichten Verkehrsgetümmel nicht zu erwarten aber gerne angenommen : auch die wegen der z.T. chaotischen Verkehrsführung und Ausschilderung manchmal erforderlichen spontanen Spur- und Richtungswechsel
( nicht immer gemäss den Regeln ausführbar ) werden gelassen und mit freundlichem Winken, Hupen oder anerkennendem "Daumen hoch" unterstützt und wir finden MAN - unfassbarerweise mittlerweile tatsächlich unter dem Dach von VW !  O tempora......
Schon aus technischen Gründen unvermeidlich : wir fallen in unsere erste südamerikanische Hauptstadt ein !
( Montevideo als lediglich Ausschiffungsort und Port Stanley auf den Falklands zählen wir mal nicht mit )
Primärer Anlass : nach 25.000 km Staubpiste braucht der MAN einen kompletten Service, für den nach Möglichkeit auch Original - Ersatzteile einbezogen werden sollen. Wir haben zwar einige, wie z.B. Öl- und Kraftstofffilter dabei, wollen diese aber aufsparen für Länder, in denen MAN nicht vertreten ist. Ausserdem ist unsere Flammstartanlage ausgefallen, was bisher bis auf die ständig leuchtende Warnlampe und etwas mehr Qualm auf den ersten "kalten" Kilometern kein Problem war, aber in Bolivien auf dem Altiplano in 5000 m Höhe bei Temperaturen bis zu - 20 Grad doch mal zu Startschwierigkeiten führen könnte.
Also nach tausenden Kilometern verkehrstechnischer Einsamkeit ab in diesen Moloch von Stadt, der mit über 5 Millionen Einwohnern etwa ein Drittel der chilenischen Bevölkerung beherbergt !
Unter der Dunstglocke : Santiago